|
 |
Hört, Ihr Leut, und lasst Euch sagen
… |
Dilsberger Nachtwächter wünschen alles Gute für 2015 |
1. Januar 2015
|
 |
Der Jahreswechsel wird rund um die Erdkugel mit
unterschiedlichen Ritualen gefeiert. So wie die Römer
bereits 153 v. Chr., als der Jahresbeginn vom 1. März
auf den 1. Januar verschoben wurde oder die Germanen mit
ihren Feuerfesten zum Jahresende. Noch nicht ganz so
lange aber schon seit vielen Jahrzehnten ist es auf dem
Dilsberg eine schöne Tradition gemeinsam mit den
Nachtwächtern das Neue Jahr zu begrüßen.
|
|
Beim Jahreswechsel von 2014 auf 2015 tauchten
schneebedeckte Häuser und Gassen mit dem festlich
illuminierten Torturm die historische Bergfeste in eine
reizvolle Winteridylle. „Guten Rutsch!“, dieser Wunsch
hatte im wahrsten Sinne des Wortes doppelte Bedeutung,
denn das stellenweise rutschige Kopfsteinpflaster
erforderte besondere Vorsicht.
|
 |
Dennoch trafen kurz vor Mitternacht immer mehr
erwartungsvolle Menschen auf dem Platz an der
Jugendherberge ein, um das Neue Jahr gebührend zu
empfangen. Hin und wieder huschte ein verstohlener Blick
auf die Uhr, um den entscheidenden Moment nicht zu
versäumen, doch dazu bestand kein Grund, denn Silvester
ist erst dann, wenn es die Mannen von Obernachtwächter
Erwin Lanzer verkünden.
|
|
Der schwor inzwischen im Rathaus seine Truppe auf den
Rundgang ein, der bei diesen Bodenverhältnissen aufgrund
der Kopflastigkeit der Hellebarden erhöhte Achtsamkeit
erforderte. Doch die zehn Männer hatten ihr blank
geputztes Arbeitsgerät sicher im Griff und erhellten das
Dunkel der Nacht mit ihren strahlenden Laternen.
|
 |
Ein freudiges Raunen ging durch die Menge als die ersten
Nachtwächter zu sehen waren, die sich vorsichtig ihren
Weg zum Torturm bahnten. Die letzten Sekunden liefen als
der Dorfwaibel (Jens Heinzelmann) sein Horn ansetzte und
es zwölf Mal ertönen ließ. Dem großen Horn einen Ton zu
entlocken ist gar nicht so einfach, denn mit jedem
Blasen wird die Puste knapper. Kaum war der letzte Ton
verklungen, stimmten seine Kollegen ihr bekanntes Lied
an: „Hört ihr Leut, und lasst euch sagen: unser Glock´
hat Zwölf geschlagen. Das alte Jahr ist vergangen, das
neue hat angefangen.“
|
 |
Bei diesem Jahreswechsel wurden die Nachtwächter
turnusgemäß vom Musikzug des Turnerbunds begleitet,
die mit musikalischer Verstärkung von Kollegen des
befreundeten Musikvereins "Großer Gott wir loben
dich" spielten. Ein Lied in das viele Besucher
spontan mit einstimmten.
|
 |
Die Kirchturmglocken läuteten als Nachtwächter und
Musiker der Runde ein gutes Neues Jahr wünschten und
voller Herzlichkeit Glückwünsche ausgetauscht wurden.
Wunderkerzen versprühten Sterne, hier und dort knallte
ein Sektkorken und voller Zuversicht stieß man auf ein
gutes Jahr 2015 an.
|
 |
Außerhalb der Bergfeste vertrieben
gezündete Böller und Heuler böse Geister und Raketen
tauchten den dunklen Horizont in eine bunte
Farbenpracht. Innen sorgten bengalische Lichteffekte für
eine traumhafte Kulisse. Im Mittelpunkt des Geschehens
standen jedoch die Nachtwächter, deren Händedruck heiß
begehrt war. Kein Wunder, denn man erzählt sich, dass er
Glück bringen soll und wer kann das nicht gebrauchen?
|
|
In der „Unteren Straße“ legen die Nachtwächter schon
seit vielen Jahren einen Zwischenstopp ein. Schmunzelnd
berichtete Rainer Neumann wie er bei seinem ersten
Besuch bei Luise Erles, der Oma seiner Frau, die am 31.
Dezember Geburtstag hatte, völlig erstaunt war als um
Mitternacht die Nachtwächter eine Runde durchs
Wohnzimmer drehten und gratulierten. Heute feiern die
Neumanns extra zu Hause Silvester, damit sie die
Nachtwächter nicht verpassen. Und das war gut so, denn
kurz nach Mitternacht gesellte sich ein
Überraschungsgast in die Runde, Traudl aus Schwäbisch
Gmünd. Sie
hatte 2008 am historischen Markt der 800 Jahrfeier Burg
Dilsberg „Bruder Rainer“ mit der Buchsbaumschere die
Haare geschnitten und die Gaudi nicht vergessen. Als sie
in der Zeitung einen Hinweis auf den Nachtwächterumzug
las, reiste sie mit Mann und Freunden an, suchte und
fand den lustigen Typ dem sie damals einen neuen Schnitt
verpasste. Die Freude war auf beiden Seiten riesig und
Traudl versprach: „Bei euch ist es so schön, wir kommen
im nächsten Jahr wieder.“
|
|
Auf ihrem Rundgang wiederholten Nachwächter und Musiker
dieses Ritual an verschiedenen Stationen bis sie zum
Abschluss am Dorfbrunnen eintrafen.
|
 |
Hier hieß Ortsvorsteher Bernhard Hoffmann die Teilnehmer
herzlich willkommen und wünschte: „Gesundheit, Glück,
Segen und ein wundervolles 2015.“ Er lobte das gute
Ehrenamt in der Gemeinde und dankte den Beteiligten des
Umzugs. Gemeinsam und voller Freude wurde das Neue Jahr
begrüßt und auf ein gutes Gelingen angestoßen - „Prosit
Neujahr!“ |